In die Werkstatt einigschaut Teil 1: WARUM LAMPENFIEBER EINEN GEIGENBAUER MACHT

Rupert Hofer, Geigenbaumeister und Landesinnungsmeister, gewährt uns Einblicke in seine Werkstatt und seinen Werdegang.

18.05.2022 | in Allgemein

Dass eine Geige grundsätzlich aus Holz gemacht wird, wissen wir. Aber was für viele verschiedene Hölzer in einem einzigen dieser wunderbaren Instrumente verbaut sind, ist doch verblüffend: Ahorn, Fichte, Ebenholz, oder Buchsbaum. Sogar Tropenhölzer wie Palisander und Fernambuk kommen immer wieder zum Einsatz. Sofort auf die Nachhaltigkeit angesprochen erzählt Rupert, wie Pflanzprojekte innerhalb von Kakao Plantagen organisiert werden. Die verwendeten Bäume haben allesamt ein Herkunftszertifikat, sodass der Geigenbau einerseits südamerikanische Bauern unterstützt und andererseits die Regenwälder erhält.

Auch wird viel in Forschung investiert, um Ersatzstoffe für diese edlen Hölzer zu entwickeln.
Besonders wichtig bei jeder Art von Handwerk ist das Werkzeug – also das Handwerkszeug. Es muss, wie der Name schon sagt, gut in der Hand liegen. Der Meister empfiehlt seinen Lehrlingen Zeit zu investieren, um das optimale Werkzeug zu finden. Die wichtigsten 3 Dinge im Geigenbau sind: Hobel, Stemmeisen und Schnitzmesser. Rupert hat seine Lieblingswerkzeuge schon als Lehrling gefunden und arbeitet mit denselben seit er Geigenbauer ist. Sie sind fast mit ihm verwachsen.

Auf die Frage, worauf es beim Geigenbau ankäme, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Man muss zuhören können!“

Wenn man einem Musiker, oder einer Musikerin ein Instrument bauen möchte, so muss man die Vorlieben, Bedürfnisse, Eigenheiten des jeweiligen Menschen kennen. Wie der Bogen geführt wird, ob der Ton einen Saal füllen soll oder ein kleiner, feiner Klang gefragt ist. So bekommt jede Kundschaft das für ihn/sie optimale Instrument.
Und langsam kommen wir zu dem Punkt, was Lampenfieber mit einer Berufswahl zu tun hat. Rupert Hofer war ein begeisterter Modellbauer und Musiker. Bei der Berufswahl Ende der 80er Jahre kam zum Beispiel Architektur in Frage oder doch Cellist? Nachdem Rupert aber bei jedem Vorspielen unter schrecklichem Lampenfieber litt, war das Thema Musiker etwas ins Hintertreffen geraten. So entdeckte er eine „sagenumwobene“ Geigenbauschule in Bayern. Sagenumwoben deswegen, weil nur ganz wenige Schüler:innen aufgenommen wurden, und in Zeiten vor der EU, kam man als Österreicher:in in Deutschland noch schwieriger zum Zug. Diese Komplikationen waren DIE Herausforderung für Rupert. Und tatsächlich ergatterte er einen von nur 12 Ausbildungsplätzen in Mittenwald. Zum Glück, denn sonst fehlte uns heute unser Geigenbaumeister in der Leonhardstraße der sich noch dazu als Landesinnungsmeister in der Wirtschaftskammer engagiert.
 

Kunsthandwerker bei der Arbeit
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